Julia & Michael, Switzerland, March/April 2018

In German language:

Unsere Reise durch Bhutan mit Euch war ein einmaliges Erlebnis! Das fing schon lange vor der eigentlichen Reise an. Wir hatten im Internet recherchiert und waren „per Zufall“ auf Euch gestossen. Bereits beim ersten Skypecall mit Ulli fühlten wir uns optimal aufgehoben. Ulli fragte uns nach unseren Wünschen, ob wir eher „tick boxes“ wollten (wichtige Sehenswürdigkeiten abhaken) oder was uns sonst wichtig wäre. Uns war ein Eintauchen in die Kultur, Kennenlernen der Leute und Entdecken, was es mit dem GNH, dem „gross national happiness“ (Glücksprodukt) auf sich hat, wichtig.

Wir hatten das Glück, uns einmal in der Planungsphase mit Ulli und Marina persönlich zu treffen. Aufgrund unserer Wünsche stellte Ulli uns eine Rundreise durch den Osten des Landes zusammen. Alle Fragen (auch rund um Visa-Beschaffung z.B.) und Änderungswünsche wurden speditiv und umfassend bearbeitet. Wir hatten das Gefühl, als würde eine Freundin unsere Reise vorbereiten. Dieses Gefühl zog sich dann durch die ganze Reise hindurch!

Nach einer langen Anreise, auf der uns Marina zum Glück noch ein 6h Schlafaufenthalt im Premium Plaza im Flughafen Delhi empfohlen hatte, kamen wir in Samdrup Jonkhar an. Wir lernten am ersten Abend unseren Guide Sonam, seinen Helfer (Guide in Ausbildung) Pema und unseren Fahrer Yeshi kennen. Schon Sonams Vorstellung gab uns eine Ahnung, welch persönliche Betreuung uns in den kommenden Wochen erwarten sollte:

„I want to create a home away from home … we are a team… everybody plays an important role.“ Von Sonam konnten wir im Lauf der Reise extrem viel profitieren, weil er sehr viel über Land, Leute, Kultur, Buddhismus, Geschichte und Alltagsgeschichten weiss und auch seine persönlichen Ansichten und Erfahrungen einbringt und teilt. Er war während der Reise wirklich 24/7 für uns da und kümmerte sich ausgezeichnet um uns. Dabei wurde er hervorragend unterstützt vom zweiten Guide Pema und auch von unserem Fahrer.

Die Entscheidung für Unterbringung in Homestays und Farmstays war meiner Ansicht nach sehr gut.

Für mich macht es einen grossen Unterschied ob man im Hotel wohnt, dafür wahrscheinlich mehr Luxus hat oder eben bei einer Familie ist. Wir fühlten uns in den meisten Fällen persönlich willkommen. Die Familien interessierten sich für uns, nahmen sich Zeit fürs Gespräch und zeigten uns gerne ihren Alltag. Ulli kennt alle Familien persönlich aus ihrer langen Zeit in Bhutan und auch unserer Führer wurde empfangen wie der eigene Sohn. Er hat sich natürlich auch überall nützlich gemacht, war sofort in der Küche verschwunden zum Helfen und packte überall mit an. Nichts, aber auch gar nichts war ihm zuviel! Zweimal konnten wir unterwegs in der Linkhar Lodge übernachten. Das war dann eine gute Kombination aus gediegener Unterbringung und persönlichem Kontakt zum Besitzer-Ehepaar.

In den Familien bekamen wir entweder ein speziell dafür eingerichtetes Gastzimmer oder durften auch mal im Altarraum (wo sonst nur die Grosseltern übernachten wenn sie zu Besuch sind und der nur für spirituelle Handlungen und fürs Gebet gebraucht wird) oder im Zimmer eines Familienmitgliedes übernachten. Die sanitären Anlagen, Duschen, der Komfort der Betten ist natürlich alles nicht mit unserem Standard zu vergleichen!! Aber dafür haben wir einen unverfälschten Einblick in den Alltag der Familien genossen und wurden so herzlich und mit offenen Armen empfangen. „Create a home away from home“.

Ulli sorgt natürlich auch durchs Einhalten des lokalen Brauchtums dafür, dass Bhutan homestay eine hohe Wertschätzung geniesst. Überall übergaben wir als erstes eine Tüte mit Einkäufen des täglichen Bedarfs (Milchpulver, Kekse, Öl usw.) als Gastgeschenk. Das hatten jeweils unsere Guides besorgt. Wir wurden in den home- und farmstays für dortige Verhältnisse fürstlich bewirtet. Reis mit verschiedenen Gemüsebeilagen (was eben der eigene Hof, Garten und Wald zu bieten hat) bewirtet: selbstgemachte Cornflakes, Blumenkohl, Kohl, Kartoffeln, Blätter von Senf, Brokkoli, wilder Farn und wilder Spargel und überall die obligate Chili-Würze dazu, die es zum Glück getrennt gab, denn so konnte jeder soviel davon nehmen wie man wollte…). Für das Mittagessen bekamen wir meist speziell gekochtes lunch mit, das unsere Guides in übereinandergestapelten „Thermos-Tupper“ warmhielten und uns dann irgendwo unterwegs mit einem warmen Picknick überraschten.

In einigen Fällen konnten wir Englisch mit unseren Gastgebern sprechen, oft übersetzte Sonam mit grosser Geduld hin und her. Wir sassen meist in der Küche im Schneidersitz auf dem Boden zum Essen. Meist waren wir 2 Nächte an einem Platz so dass schon ein bisschen eine Beziehung zu unseren Gastgebern entstehen konnte.

Wir konnten Einblick in den bäuerlichen Alltag gewinnen. Wie und was angebaut wird, wie gemolken wird und die Milch verarbeitet und welches Kunsthandwerk zusätzlich noch entsteht: Korbflechterei, Holz drechseln, Weben usw.

Ein besonderes Erlebnis für mich war ein „bucket shower“: es hiess, wir sollten uns melden, wenn wir heisses Wasser für die Dusche wollten. Also meldete ich mich, es wurde im grossen Kessel auf dem fast immer brennenden Feuer Wasser für mich heiss gemacht, ins einfache Badezimmer getragen. Dort stand ich dann auf dem Stehklo und schöpfte das warme Wasser mit der Kelle über mich drüber. Seit der Reise weiss ich den Luxus, den wir hier bei uns als selbstverständlich erachten, wieder VIEL mehr zu schätzen: warmes Wasser einfach aus dem Hahnen, ein gut gefüllter Kühlschrank mit enormer Abwechslung, geheizte Häuser usw. Und trotzdem möchte ich keine einzige unserer einfachen Übernachtungen bei unseren herzlichen Gastgebern missen. Die Erfahrung und die Erinnerung daran wird mir noch lange bleiben!!

Kulturell haben wir sehr viel erlebt. Diverse Klöster und Tempel, eine Schule in der 13 Kunsthandwerke gelehrt werden, verschiedene Dzong (Verwaltungsgebäude), Hunderte von Gebetsfahnen, Gebetsmühlen, Stupas, den Buddha Park und als ein wunderbares highlight das Gomphu Kora Festival. Auch dort wurden wir von unseren guides wieder perfekt versorgt: sie besorgten uns einen Sitzplatz auf den Steinstufen inmitten der bunten Menschenmenge, erklärten uns alles. Wir waren fast die einzigen Touristen und konnten vollkommen ins Geschehen eintauchen.

Überall waren Sonams Hintergrundinformationen und seine Erklärungen sehr hilfreich. Er war immer bereit, all unsere Fragen zu beantworten. Seine reife Persönlichkeit trotz seiner erst 27 (!!) Jahre hat mich nachhaltig beeindruckt und berührt. Sonam nahm uns sogar nach Hause zu seinen Eltern mit. Auch dort wurden wir sehr herzlich empfangen.

Auch mit unserem Fahrer Yeshi hatten wir grosses Glück. Er war sehr hilfsbereit und fuhr uns stundenlang über die meist sehr kurvigen und selten asphaltierten Schotterpisten. Ich fühlte mich zu jeder Zeit sicher bei ihm im Auto.

Leider hatten wir mit einem geplanten Inlandsflug Pech, der wegen schlechten Wetters abgesagt werden musste. So musste dann ein Teil unserer Gruppe die ziemlich lange Strecke wieder fahren. Mein Mann und ich hatten uns für ein dreitägiges Trekking entschieden. Auch das war toll. Leider waren wir körperlich schon vorher durch eine starke Erkältung angeschlagen, so dass uns die Höhenmeter doch mehr zu schaffen gemacht haben als wir dachten. Auf jeden Fall würde ich so ein Trekking wiederholen wollen, aber nur im wirklich gesunden Zustand!

Insgesamt bin ich fasziniert, wie es Bhutan dank seines sehr visionären Königs geschafft hat, eine langsamere und nachhaltigere Entwicklung und Öffnung für Einflüsse von aussen zu gestalten als viele seiner Nachbarländer. Das GNH (gross national happiness) ist gleichberechtigt neben dem gross national produkt (Bruttonationalprodukt) ein wichtiger Indikator für die Entwicklung des Landes. Es geht also nicht nur und vor allem um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sondern wie es gelingt, dass es der Bevölkerung langfristig gut geht und dass sie zufrieden und glücklich sind. Ins GNH fliessen verschiedene Faktoren wie psychische Gesundheit, Gesundheit, Erziehung, Kultur, Umgang mit der Zeit, „gute Regierung“, funktionierende Dorfgemeinschaften, ökologische Diversität und Lebensstandard ein. Für mich war es faszinierend zu sehen, dass z.B. dem Faktor Kultur und „cultural heritage“, d.h. dem Bewahren der Traditionen, so grosse Bedeutung beigemessen wird. Im grossen und ganzen gelingt es damit recht gut, der Bevölkerung den Wert dessen, was sie haben, immer wieder bewusst zu machen. Dass sie nicht blind den Versprechen des sogenannten Fortschritts hinterherlaufen.

Diesen Einblick in Land und Leute haben wir den vielen Diskussionen mit unserem Guide zu verdanken. Er hat uns sein Land, seine Kultur und seine Bewohner geöffnet und sich dabei mit viel Herz und seiner ganzen Persönlichkeit eingebracht. Natürlich haben auch unser Fahrer und der Hilfsführer viel dazu beigetragen, wir waren ein tolles Team!

Vielen Dank, liebe Ulli und liebe Marina, dass Ihr uns bei der Planung und Vorbereitung der Reise so gut beraten habt. Und dass Ihr uns diesen Einblick in Land und Leute ermöglicht habt indem Ihr Eure ganzen, über Jahre gepflegten Beziehungen zur Verfügung stellt. Create a home away from home. Danke für alles!!!

Julia und Michael Kalenberg, 27.4.2018